Das Leichtathletikteam wird nach Absprache mit DGS und unter besonderen Voraussetzungen vom SSA auf eigene Faust reisen.
Hier wird das DGS-Team während der WM 2016 regelmäßig berichten.
BERICHT vom 7. Tag:
ALEX BLEY wird starker 5. im 800 m-Finale
Bei regnerischen Bedingungen fand der 800 m Finallauf statt. Wie bereits am Vortag erwähnt, dass der Rennverlauf von der Taktik und Tagesform der Läufer abhängen wird.
Im strömenden Regen mussten die Läufer sich aufwärmen. Doch innerhalb von wenigen Minuten ließ der Regen etwas nach. Auf Bahn 3 ging Alexander Bley an den Start. Zunächst ging das Feld sehr dicht beieinander in der ersten Runde. Alexander lag nach der ersten Runde auf sehr aussichtsreicher Position. Direkt nach dem Beginn der zweiten Runde zog einer der beiden Russe das Tempo an und wollte das Feld auseinander reißen, was ihm auch gelang. Der Favorit aus Weißrussland blieb dran und verschärfte das Tempo nochmal. Bereits 200 m vor dem Ziel stand der Sieger des Rennens fest. Hinter ihm war noch alles offen. Alexander fiel vor der letzten Kurve bereits auf Platz 6, hatte leider Probleme, das hohe Tempo mitzuhalten. Doch er gab nicht auf und versuchte mit seinem enormen Kampfgeist noch die anderen aufzuholen. Nach 1:56,16 Min kam er als sehr guter 5. ins Ziel.
Bis zur Silbermedaille fehlte nur noch 0,6 sec, das bedeutet, ein paar Meter hat er zu spät mit der Aufholjagd begonnen. Sehr schade für ihn.
„Es ärgert mich total, dass ich taktisch schlecht gelaufen bin, war eingekesselt und konnte im entscheidenden Moment nicht mehr mit angreifen. Wenn ich 50m früher mit der Aufholjagd begonnen oder wenn der Lauf um 50 m länger wäre, hätte ich auf jeden Fall Silber geholt! Okay, jetzt beginnt die Vorbereitung für Deaflympics 2017: „Go for Gold –Samsun 2017. Ich freue mich schon darauf“, erläuterte Alexander zu seinem Rennverlauf.
Die LA-WM ist nun zu Ende, das deutsche Miniteam war mit 2 Sportlern angereist und holte somit 2 Medaillen. „Mit diesen zwei Medaillen bei 2 Sportlern können wir absolut sehr zufrieden sein. Die Konkurrenz ist weiterhin sehr stark. Vor allem Japan und Korea haben sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt.“ Asiatische Gehörlosensportverbände haben eine mehrjährige, langfristige Planung vor Jahren auf den Tisch gelegt und beweisen damit, dass der Plan bis Samsun wohl aufgehen wird. Solche Planungen vermissen wir beim DGS! Ohne langfristige Planungen wird es leider keinen Erfolg für die deutsche Mannschaft geben!
Ergebnis:
1. Charniak Aliaksandr BLR 1:54,37 Min
2. Andreev Andrei RUS 1:55,45 Min
3. Lee Mooyang KOR 1:55,75 Min
4. Martinez Morga Jaime ESP 1:55,99 Min
5. Bley Alexander GER 1:56,16 Min
BERICHT vom 6. Tag:
ALEX BLEY souverän im 800 m-Finale
Mit etwas Glück erwischte der 1500 m Medaillengewinner Alexander Bley den etwas leichteren Vorlauf. Erst musste sich erst im zweiten Lauf mit anderen Favoriten, wie dem Kenianer oder dem Russen messen. Andere höhere Favoriten waren bereits im ersten Lauf gestartet. So konnte Alexander die Laufzeit aus der ersten Laufgruppe erfahren, um auf jeden zu den zwei Zeitschnellsten Läufern zu gehören und somit sicher in den Endlauf zu kommen.
Der Pole Wojciechowski ging direkt nach dem Start in Führung und sorgte für ein hohes Tempo. Alexander konnte ihm problemlos folgen. Etwa 300m vor dem Ziel ging er mit Mut nach vorne und riss das Feld auseinander. Ähnlich wie beim 1500m Lauf kam ein völlig unbekannter Läufer aus Korea auf den letzten 100m an die Spitze und gewann den Lauf. Als Zweiter überquerte Alexander nach 1:57,46 Min kontrolliert die Ziellinie vor den völlig überraschend ausgeschiedenen Favoriten aus Kenia und Russland.
Am Samstag (02.07.2016) findet das 800 m Finale-Rennen statt. Ein völlig offenes Rennen, das von der Taktik und Tagesform der Läufer abhängen wird. Theoretisch hat Alex ebenfalls eine gute Medaillenchance.
Ergebnis im 2. Lauf (Halbfinale)
1. Lee Mooyong KOR 1:57,20 Min
2. Bley Alexander GER 1:57,46 Min
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BERICHT vom 3. Tag:
SILBER FÜR ALEX BLEY beim 1500 m Lauf!!!
Nach dem lockeren Vorlaufsieg am Vortag ging Alexander Bley hochkonzentriert an den Start im Finale über 1500 m. Dieses Rennen war mit höchster Spannung angesagt, da es sehr viele taktische Möglichkeiten gab. Bei solchen Meisterschaftsfinals weiß man nie, wie der Rennverlauf wird und muss in den entscheidenden Momenten optimal antizipieren.
Im Vorfeld wurden mit dem deutschen Mittelstreckenläufer mehrere Taktiken besprochen, um für alle möglichen Rennverläufe gerüstet zu sein.
Kurz nach dem Start wurde jedem sofort klar, dass der Lauf ähnlich wie bei der EM im Jahr 2015 in Bydgoszcz verlaufen wird, weil die beiden russische Läufer die Führung sofort übernahmen und zwar
bis zur letzten Runde. Alex blieb hinter den beiden Russen Andreev und Baganov, andere Favoriten wie der Weißrusse Charniak, der Pole Wojeiechowski
und der Spanier Martinez Morga gehörten ebenfalls zur Spitzengruppe. Der Japaner Morimitsu machte beim Vorlauf am Vortag für unseren Bundestrainer
Wolfgang Irle den stärksten Eindruck und lief im Finale zunächst in der Lauerstellung.
Die Positionen blieben in den ersten drei Runden beinahe unverändert. Nach dem Läuten der Glocke setzte sich der Weißrusse sofort an die Spitze und versuchte alle andere Läufer abzuhängen. Etwa 200m vor dem Ziel war der Abstand zwischen dem Spitzenläufer und dem 6. Läufer schon sehr groß, aber Alex hielt an zweiter Position konsequent den Kontakt zu dem Weißrussen, dicht gefolgt vom stärksten Russen. Für den Japaner sah es mit etwas Rückstand schon nahezu aussichtslos bei der Medaillenjagd aus. Doch für ihn begann das richtige Rennen erst 150 m vor der Ziellinie und er gab mächtig Gas. Alex kämpfte mit dem Weißrussen haarsträubend um den Sieg, doch der sich in Lauerstellung befindende Japaner lief immer mehr nach außen und holte dank seiner unglaublich starken Spurtfähigkeit die beiden noch ein. Auf den letzten Metern zeigte Alex mehr Biss als der Weißrusse und wurde hinter dem Japaner hervorragender Zweiter.
„Ich freue mich riesig über meine erste Einzelmedaille, doch es ärgert mich, dass der Japaner mich 20 Meter vor dem Ziel völlig überraschend noch eingeholt hat! Egal, nächstes Jahr bei den
Deaflympics in Samsun wird mir die Revanche gelingen", sagte Alexander nach dem Silbermedaillengewinn.
Nun ist bei dem Silbermedaillengewinner erst mal zwei Tage Erholung angesagt, bevor er am Freitag (01.07.2016) über 800m erneut auf die Medaillenjagd geht.
1. Morimitsu Yuya JPN 3:54,11 Min
2. Bley Alexander GER 3:54,38 Min
3. Charniak Aliaksandr BLR 3:54,54 Min
BERICHT vom 2.Tag:
ALEX BLEY qualifziert sich locker für das 1500 m-Finale
Alex Bley erwischte einen leichten Vorlauf und musste nicht gegen die stärksten Konkurrenten, die im ersten Vorlauf ran mussten, laufen. Erst im zweiten Vorlauf lief der 1000m Deutsche Rekordhalter sehr kontrolliert, beobachtete seine Gegner. Souverän lief er als Bester im zweiten Vorlauf ins Ziel. Somit qualifizierte er sich mit 4:11 Minuten Laufzeit für das Finale, das am dritten Tag der WM am Abend stattfindet. Das Rennen wird logischerweise ganz anders verlaufen als im Vorlauf. Garantiert wird es ein taktisches Finale geben.
„Ich bin zufrieden, es war okay!“ behauptete Alex direkt nach seinem Lauf und sieht sehr optimistisch für den Finallauf.
BERICHT vom Marathon am 1.Tag:
GOLD FÜR NELE ALDER-BAERENS
Gleich morgens zeigte das Thermometer eine hohe Zahl des Wärmegrades. Im Rahmen des hörenden Wettkampfes starteten gehörlose Marathonläufer und -innen mitten im Stadtzentrum in der Fußgängerzone.
Nur 300m verlief die Strecke im angenehmeren Baumschatten, bevor der harte Teil kam, auf der schnurgerade langen Strecke, die jedoch aufgrund des leicht welligen Profils nicht zu unterschätzen
war. Bei 5,25km war der Wendepunkt am anderen Ende der Stadt und ging auf der identischen Strecke zurück zum Start. Diese Runde musste 4x absolviert werden. Ganz verhalten lief Nele am Start an
und zeigte ganz bravouröse, konstante Rundenzeiten. Von Runde zu Runde häuften sich Probleme von anderen Läufern, so holte sie immer mehr zu schnell angegangene LäuferInnen ein. Dank der
optimalen Vorbereitung und hervorragenden Betreuung des Fachwartes und Technischen Leiters war keine Schwäche bei Nele zu erkennen und sie baute den Vorsprung sehr schnell aus. Die
Halbmarathon-Durchgangszeit war einige Sekunden schneller als der aktuelle Weltrekord der Gehörlosen. Ihre mentale Stärke konnte sie hier dank mehrerer 50km-Läufe bzw. dem 6 Stundenlauf voll
ausspielen.
Nach 2:59:03 h kam sie bei der brütenden Hitze im Ziel sehr glücklich an. Erst nach 27 min kam die Zweite aus der Ukraine. Die Dritte stammte aus Polen und brauchte fast eine Stunde länger. Die
Zeit spielt bei der WM bzw. Hitze keine Rolle. Angemeldet waren allerdings 7 Läuferinnen. Gleich vier Marathonläuferinnen aus Kenia kamen nicht mehr rechtzeitig in Stara Zagora an, saßen offenbar
in Istanbul am Flughafen wegen Visumproblemen fest!
Eine hervorragende Platzierung konnte sie in der offenen Wertung, das heißt, hörende und gehörlose Marathonläuferinnen erreichen und mit dem 2. Platz überraschen.
Ihre Rückkehr in die Gehörlosenwelt hat sich offenbar sehr gelohnt. Mit mehr neuer Motivation wird sie nächstes Jahr bei den Deaflympics in Samsun/Türkei an den Start gehen!
VORBERICHT:
Erst im Jahr 2008 haben die ersten Leichtathletik-Weltmeisterschaften für Gehörlose im türkischen Izmir stattgefunden. Vor vier Jahren fanden sie auf einem anderen Kontinenten statt, in Toronto (Kanada). In diesem Jahr finden sie vom 26. Juni bis zum 03. Juli in Stara Zagora (Bulgarien), östlich von Sofia, statt.
Die offizielle Ausschreibung der diesjährigen WM wurde letztes Jahr bedauerlicherweise zu spät veröffentlicht, so dass der Deutsche Gehörlose Sportverband (DGS) diese Leichtathletik-WM im Budget nicht miteingeplant hat. Daher wird ein Miniteam zur WM von der DGS Sparte nach Absprache mit DGS bzw. unter besonderen Voraussetzungen vom SSA (Spitzensportausschuss) geschickt.
Lediglich sind nur zwei A-Kader Athleten, die die Normen erfüllt haben, dabei:
Nele Alder-Barens, keine Unbekannte in der Gehörlosensportwelt, ist mehrmalige Europameisterin sowie Deaflympics-Medaillengewinnerin. Bis 2006 lief sie hauptsächlich im Cross und auf der Bahn. Nach einer langen Auszeit kehrte sie im Jahr 2013 wieder zurück in die Laufwelt, allerdings nicht mehr im Crosslauf bzw. auf der Bahn, sondern auf der Straße. Seit 2013 konzentriert sie sich hauptsächlich auf die Strecken ab 42 km bis hin zu 100km. Ihre Auszeit war ein voller Erfolg für sie, denn sie ist noch stärker wie nie zurückgekommen. Bereits im September 2013 holte sie auf der Heimstrecke einen starken neuen Weltrekord für Gehörlose und verbesserte ihn um mehrere Minuten auf beachtliche 2:46:07 Stunden.
Im Mai 2015 sollte Nele ursprünglich zur Marathon-EM für Gehörlose in Lublin/Polen an den Start gehen, doch eine hartnäckige Verletzung verhinderte ihre Teilnahme. Vom Ergebnis her hätte sie garantiert eine Medaille geholt.
Der 50 km Streckenlauf gehört inzwischen zu ihrer Lieblingsstrecke, wo sie bereits 3 mal Deutsche Meisterin (DUV) bei den Hörenden wurde. Im März 2016 lief sie über 50 km in 3:20:33h. Die Marathonzeit als Split war 2:48 h, unweit vom Gehörlosen-Weltrekord.
Als Lohn des Deutschen Titels durfte sie im Dezember 2015 in Doha zur 50 km-WM und wurde trotz schwierigen Bedingungen starke 8.
Sehr gut in Form und mit viel Erfahrung sowie voller Hoffnung wird Nele für DGS bei der WM über den Marathon an den Start gehen.
Der zweite deutsche Starter ist Alexander Bley aus Hannover, der erst 2013 zufällig zum Gehörlosensport dazu gestoßen ist. Bei der Deaflympics 2013 in Sofia konnte er bereits erste internationale Erfahrungen sammeln. Der zweimalige Bronzemedaillengewinn im Crosslauf in der Mannschaftswertung 2014 in Bydgoszcz gab dem Hannoveaner einen richtigen Auftrieb, seitdem geht es nur noch aufwärts. Bei der EM in Bydgoyzcz im Jahr 2015 schaffte er es trotz starker Leistungen leider nicht auf dem Podium zu landen. Diese Erfahrung hat ihm erneut einen weiteren Schub gegeben. In diesem Jahr läuft es bisher für ihn hervorragend. Mehrmals hat er die WM-Normen erfüllt. Erst vor ein paar Tagen brach er den 59 (!!) Jahre alten Deutschen Rekord über 1000 m. Zuvor hatte er auch den jungen 800 m DR verbessert.
In Stara Zagora wird er sowohl über 800 m als auch über 1500 m das deutsche Nationaltrikot tragen.
Auf beide Athleten kann man hoffnungsvoll gespannt sein, was diesmal bei der WM rauskommt. Jedenfalls ist es hier anzudeuten, dass diese Leichtathletik-Weltmeisterschaften eine enorm wichtige Zwischenstation für die nächsten Deaflympics 2017 in Samsun in der Türkei sind. Weit wichtiger als jede EM!
Steffen Rosewig, Thomas Göpfert und Wolfgang Irle werden diese beiden Athleten vor Ort unterstützen und betreuen.
T.G.
Achtung:
Zeitunterschied von Deutschland aus nach Stara Zagora + 1 Stunde
Sonntag, 26.06.2016:
8:00 Uhr Marathon mit Nele Alder-Baerens
Montag 27.06.2016
11:15 Uhr 1500m Halbfinale mit Alexander Bley
Dienstag 28.06.2016
18:00 Uhr 1500m Finale
Freitag 01.07.2016
18:30 Uhr 800m Halbfinale mit Alexander Bley
Samstag 02.07.2016
17:40 Uhr 800m Finale
Athletin:
Nele Alder-Baerens
GSV Karlsruhe
Marathon
Athlet:
Alexander Bley
Hannover Athletics e.V.
800m / 1500m
Fachwart:
Steffen Rosewig
Technischer Leiter:
Thomas Göpfert
Trainer:
Wolfgang Irle